Repräsentativer Kabinettschrank mit Schubladenfassade
Der Schrank wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der älteste Teil stammt vermutlich aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Dieser Möbeltyp entstammt aus der Familie der Kabinettschränke. Der Kabinettschrank entwickelte sich Ende des 15. Jahrhunderts aus dem sogenannten Escritorio (Schreibtisch), einem transportablen rechteckigen Kasten mit abklappbarer Schreibfläche. Das Innenleben wird durch Schubladen und Fächer gegliedert. Im Laufe der Zeit entwickelten sich einige Typen dieses Möbels. Ab dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts – der sogenannte „Repräsentative Kabinettschrank mit Schubladenfassade“. Dieser stand meist auf einem Tisch an der Wand eines Wohn- bzw. Staatsraumes (Cornet, Die Augsburger Kistler, 2016).
Beschreibung
Das Möbel ist architektonisch gegliedert – in Sockel- (Krepis)-, Haupt- (Säulen)- und Gesimszone (Gebälk). Die Schubladenfront mit mittiger Tür wird flankiert von zwei gewendelten marmorierten Säulen. Diese haben korinthische Kapitelle. An den Säulensockeln sind vergoldete und versilberte groteskenartige Schnitzapplikationen angebracht. Die Tür hat eine marmorierte Füllung und aufgesetzte Karyatidenpilaster. Die Möbelseiten zieren jeweils zwei marmorierte Füllungen, die durch vergoldete Profile gerahmt sind.
Die Oberflächengestaltung zeichnet sich durch die Imitation kostbare Materialien wie Ebenholz, roter und gelber Marmor, Gold und Silber aus. Auf den 15 Schubladen sind Landschaftsmalereien (vermutlich 1. Hälfte 18. Jahrhundert hinzugefügt) mit Jagdmotiven, zum Teil auch mit asiatisch anmutenden Szenen, eingebettet in eine italienische Landschaft mit ruinenartiger Architektur. Vermutlich sind die Anregungen für die Motive aus diversen Stichvorlagen, die damals im Umlauf waren, entnommen worden. Die Schubladen können über die mittige Türöffnung durch Ziehknöpfe entriegelt werden.
Schadensbild
Der gesamte Schrank ist stark verschmutzt. Er wurde im Laufe der Zeit mehrmals überarbeitet. Der Giebelschmuck des Schrankes sowie eine Schublade sind verlustig, zwei Schubladen wurden im 19. Jahrhundert ergänzt und mit Bildern versehen. Diese wirkten bezüglich ihrer Farbgebung und Qualität nach der Gesamtreinigung der Schubladenfronten als unzureichend. Das Schloss an der Tür und die Füße fehlen. Der Firnis an den Schubladenfronten ist stark vergilbt. Es befinden sich einige Fehlstellen im Bereich der Schnitzereien. Die Fassung weist erhebliche Schäden auf – die schwarze Fassung kreidet. Im unteren Bereich und an den Seiten des Schrankes wurden Profile zum Teil ergänzt und/oder mit einer Bronzierung versehen. In den Schubladeninnenflächen befindet sich ein barockes Marmorpapier (in Kammtechnik gezogen) das Fehlstellen aufweist, in zwei Schubladen ist es nicht mehr vorhanden.
Maßnahmen
Trockene und feuchte Reinigung des Möbels. Ergänzung der verlustigen Schublade und der Füße sowie des Schlosses. Abnahme des vergilbten Firnisses und Reinigung der Schubladenfronten. Auftrag eines neuen Firnisses. Ergänzung der Fehlstellen an Schnitzereien und Fassung. Festigung der kreidenden Fassung. Auftrag einer reversiblen schwarzen Lasur. Entfernung der Bronzierung und Ergänzung durch Polimentvergoldung. Ergänzung der Fehlstellen am Marmorpapier in den Schubladen. Die beiden im 19. Jahrhundert gemalten Schubladenfronten werden durch einen Bilderrestaurator überarbeitet.